Dienstag, Mai 12, 2015

Kyūshū: Von Burgen, Bergen und Volksfesten

Aloha zusammen,

Von Kyoto aus ging es - mit dem bereits geschilderten Umweg - mittels Shinkansen weiter nach Süden, und zwar über Osaka nach Hakata, Fukuoka auf der südlichsten der vier Hauptinseln Japans: Kyūshū. Hier hatte ich drei Nächte in einem netten Hostel, etwas außerhalb des Stadtzentrums, gebucht, welches per U-Bahn in 15 Minuten erreicht war.


Ich befand mich nun auch in der so genannten Goldenen Woche, eine der Hauptreisezeiten der Japaner. An den drei aufeinanderfolgenden Feiertagen (3., 4. und 5. Mai) sowie dem angrenzenden Wochenende ist quasi ganz Japan im Land unterwegs. Und da der 3. Mai ein Sonntag ist, wird automatisch der 6. Mai zum Feiertag. Warum gibt es das in Deutschland nicht?


Tag 21

Leider begann der nächste Tag regnerisch, weshalb ich zum zweiten Mal meine Regensachen anzog und mich dann zu einem Ausflug nach Kumamoto aufmachte. Außer der Burg Kumamoto (熊本城) gab es dort zwar nicht viel zu sehen, aber diese zählt dafür zu dein drei bedeutsamsten Burgen Japans und war wirklich sehr schön. Das Gelände war auch gar nicht so klein und die meisten der Gebäude waren begehbar und so verbrachte ich mehrere Stunden dort. Trotz des Regens waren einigermaßen viele Besuchen dort.

Burg Kumamoto von Vorne...

... und von Hinten

 
 

Da der Regen zum Nachmittag wieder heftiger wurde, wollte ich nicht noch groß die Umgebung ablaufen und fuhr wieder zurück nach Fukuoka.

Zufälligerweise - ich hatte es erst einige Tage vor meiner Ankunft gelesen - fand genau an den beiden Tagen, in denen ich in Fukuoka war, das Hakata Dontaku (Port) Festival statt, mit über 2 Millionen Besuchern das größte Volksfest Japans! Da direkt neben dem Bahnhof Hakata eine Bühne aufgebaut war, schaute ich mir dort noch bis zum Abend einige Musik- und Tanzvorführungen an, bevor es wieder ins Hostel zurück ging.

Tag 22

Am Montag, den 4. Mai, hatte sich das Wetter wieder gebessert. Vormittags noch bewölkt, kam danach allmählich wieder die Sonne heraus. Perfekt also, um das Festival zu besuchen, noch dazu, da heute ein großer Umzug durch die Straßen angesagt war.

Der Großteil des Festes fand im Bezirk Tenjin statt. Kurz nachdem ich dort am Bahnhof ankam, lernte ich Matsuda, einen Journalisten aus Kitakyūshū, kennen, der mich kurzerhand ansprach und nach ein paar Minuten zu einem Tee/Kaffee einlud, wo wir uns - neben etwas Smalltalk - über die Unterschiede zwischen Japan und Deutschland, Kultur sowie Geschichte unterhielten. Es war wirklich sehr interessant und bevor sich unsere Wege wieder trennten, hatten wir noch E-Mail Adresse bzw. Visitenkarte ausgetauscht.

Icke in einer kleinen Teestube (von Matsuda aufgenommen)

Von ihm erfuhr ich dann auch, dass der Umzug gegen 15Uhr startet und so begab ich mich nach dieser interessanten Begegnung rein ins Festival-Getümmel. Ganz in der Nähe, in einem kleinen Park, waren diverse Buden aufgebaut, hauptsächlich Essen und irgendwelche Rummel-Unnützen-Kram-Gewinn-Buden. Aber immerhin gab es dort auch eine süße Kopfbedeckung (vom JRA Maskotchen Turfy) geschenkt, die ich für den Rest des Tages aufbehielt und dafür einige Male "Oh, kawaii" zu hören bekam =).

Blödes Foto, aber das Einzige mit der kawaii Kopfbedeckung

Da ich weder Tintenfischtentakel essen noch Goldfische angeln wollte, ließ ich mich noch für eine weile vor einer Bühne nieder, wo wiederrum gesungen, getrommelt und getanzt wurde. Danach mach ich mich auf zur Hauptstraße, die mittlerweile komplett gesperrt war und an deren Seite bereits viele Besucher saßen.

Der Umzug selber war sehr schön und bestand zum großen Teil aus Marching Bands von Schulen und Universitäten, Tänzern aller Arten, Twirling mit Bâton (was ich vorher noch nie gesehen oder gehört hatte) oder einfach nur kostümierten Darstellern. Zwischendurch gab es auch mal einige Festival-Wagen und Maskotchen durften hier und da auch nicht fehlen. Relativ zum Ende gab es dann auch noch eine größere Gruppe Anime/Manga Cosplayer.

Hier einige Impressionen von der Parade:

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Der Umzug war erst kurz vor Sonnenuntergang zu Ende, danach verstreuten sich die Leute in alle Richtungen und ich begab mich, nach einem Abendessen, auch wieder in Richtung Unterkunft.

Tag 23

Da ich für die nächste Nacht leider weder im Hostel in Fukuoka noch in Hiroshima ein Bett bekommen hatte, musste ich für einen Tag einen Zwischenstop in Kokura, Kitakyūshū einlegen.

Da es mit dem Shinkansen nur ein Katzensprung entfernt war, und ich somit bereits vor dem Mittag im Fukuoka Hostel Guesthouse angekommen und mein Gepäck untergestellt hatte, nutzte ich den Tag für eine Wanderung in den nahegelegenen Hügeln um Mt. Adachi (knapp 600 Meter hoch).

Der alte bärt'ge Wandersmann fängt mit der Geschichte an...
(kommt Brüderlein, erzählt noch was von euren weiten Reisen)

Obwohl ich nur die Richtung kannte und es auch nirgends ausgeschildert war, ging ich vom Hostel zu Fuß ca. eine Stunde und fand den Start der Wanderwege dann auch direkt. Leider waren alle Beschilderungen auf Japanisch, aber da ich die Kanji für Mt. Adachi auf einer Broschüre vom Hostel gefunden hatte, fand ich dann den richtigen Weg und traf dort auch andere, wenn auch wenige und ausschließlich japanische, Wanderer. Bis zur Spitze des ersten Hügels (Name vergessen) waren es ungefähr 1km, von wo aus man bereits einen tollen Blick auf die Stadt, das Meer und die Landschaft hatte.

Blick auf Kitakyūshū


Dann ging es weitere 2km durch Wälder zur Spitze des Mt. Adachi. Mittlerweile war es aber relativ windig geworden und die Sonne stand auch schon recht tief.



Da ich nicht den selben Weg zurück gehen wollte, folgte ich einem anderen Pfad, der auf einer Karte kurz vor dem Gipfel eingezeichnet war. Dieser war allerdings wesentlich unbefestigter als der vorherige und teilweise recht rutschig. Da es mittlerweile auch schon dämmerte, war ich froh, meine Stirnlampe eingepackt zu haben, da nicht mehr sehr viel Licht durch das Laub durchkam. Heraus kam ich dann in der Nähe eines Schreins, den ich zuvor bereits auf der Karte gesehen hatte. Da ich genau am anderen Ende der Hügelkette herausgekommen war, war ich froh, dass die nächste Bahnstation ganz in der Nähe war und ich somit gemütlich bis fast vor die Haustür fahren konnte.

Zum Abend gab es dann mal wieder leckere Udon Nudeln, diesmal mit irgendwelchem fritierten Wurzelgemüse, das ich noch nie gesehen oder gehört hatte und dessen Name ich auch schon wieder vergessen habe.

Im Gemeinschaftsraum der Unterkunft traf ich dann eine japanische Familie mit 2 kleinen Kindern, die auch hier übernachteten und sich total freuten, mich kennen zu lernen. Der Vater versuchte mit seinen bescheidenen Englischkenntnissen die Fragen seines Sohnen und der Tochter zu übersetzen (so z.B. nach dem Lieblingstier, was ich in Japan am Liebsten mag, was die Leute in Deutschland zum Spaß machen etc.) und der Sohn, der die ganze Zeit in der Gegend herum turnte, versuchte dann die englischen Sätze zu wiederholen - was selten gelang. Außerdem bekam ich leckere Edamame (gesalzene gekochte Sojabohnen, beliebter Snack) angeboten. Der Vater bedankte sich mehrmals und sagte, die Begegnung sei ein wichgtiges Ereignis für seine Kinder, das war total rührend. Nachdem die Kinder zwischen Umziehen, Zähne putzen und ins Bett gehen noch gute 10 mal zurück kamen, um Gute Nacht zu sagen, ging der Abend und damit mein letzter Tag auf Kyūshū dann auch zu Ende...

So weit erstmal wieder aus Japan und bis zum nächsten Mal,

Alex